OBAK: Otto Bartning - Aus NekrologenLeitseite

 
    Aus dem Nachruf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ):    
    "Seine Arbeitsleistung als Präsident des Bundes Deutscher Architekten .. und Vizepräsident des Deutschen Werkbundes, als Berater von Städten und Landesregierungen und als Kongreßleiter war staunenswert. Dabei zeigte seine geistreich sprudelnde Heiterkeit niemals Zeichen der Ermüdung. Im Zeitalter der Spezialisten, Manager und anonymen Teams war er eine der großen, umfassenden und in sich geschlossenen Persönlichkeiten, wie sie immer seltener werden. Darin bestand die nicht zu ersetzende Besonderheit seines Wirkens auf so vielen Gebieten unseres öffentlichen Lebens."    
           
    Die kath. Zeitschrift "Das Münster" bemerkte in ihrem Nachruf:    
    "Verlor Deutschland in Dominikus Böhm den Altmeister katholischer Kirchenbaumeister, so in Bartning den führenden evangelischen Kirchenbauer, dem auch in der geistig-theologischen Grundlegung Wertvolles zu danken ist. [...] Er führte den evangelischen Kirchenbau ... aus seiner Erstarrung als Kanzelraum heraus zum liturgischen Gottesdienstraum, so daß eine unübersehbare Annäherung an die katholische Kirche erfolgte. Wie D. Böhm einte er die neue geistig-liturgische Wegrichtung mit künstlerischem, beispielgebendem Schaffen."    
           
    Aus "Christ und Welt":    
    Der größte evangelische Architekt seit Schinkel.    
           
    Auszug aus der Würdigung in der Zeitschrift "Kunst und Kirche" (Heft 1/1959):    
    "In dem Augenblick, da dies Heft ausgedruckt vorlag, erreichte uns die ebenso schmerzliche wie überraschende Kunde vom Heimgang des hochverehrten Mitherausgebers der Zeitschrift 'Kunst und Kirche'. [...] Ohne Übertreibung darf gesagt werden, daß der Tod in diesem Fall eine Lücke gerissen hat, die für lange Zeit spürbar und sichtbar bleiben wird. Mit Rat und Tat hat Otto Bartning ganz wesentlich zum Wiederaufleben der Zeitschrift 'Kunst und Kirche' beigetragen und am geistigen Aufbau dieses immerhin gewagten Unternehmens fortlaufend Anteil genommen. Noch am vorletzten Tag seines Lebens hat er in einem Brief an die Redaktion seiner Freude Ausdruck gegeben 'über die gute Entwicklung unserer Zeitschrift'. In diesem, seinem Sinne fortzufahren, wird für uns Verpflichtung sein und auch weiterhin ein Maßstab unserer Arbeit bleiben."    
           
    Aus dem Nachruf der Hessischen Neckarpost (Neckarsteinach, 1.3.1959):    
    "Nach dem furchtbaren Zusammenbruch hatte der aus Karlsruhe stammende Baumeister in Neckarsteinach eine neue Bleibe gefunden. Bartning war den Menschen im Neckartal auf besondere Weise zugetan. [...] Seiner Kirche fühlte sich Otto Bartning zutiefst verbunden. Außer seiner tatkräftigen Mithilfe bei der Unterbringung von Vertriebenen verdankt ihm Neckarsteinach entscheidende Unterstützung beim Bau einer Siedlung des Evangelischen Hilfswerkes. Sein Wirken als Präsident des Bundes Deutscher Architekten, als Kirchenbaumeister, als Städtebauarchitekt und als Schriftsteller ist von den Tageszeitungen eingehend gewürdigt worden. Manche Pläne sind in Neckarsteinach erdacht und der Verwirklichung nähergebracht worden. In der kleinen Vierburgenstadt am Neckar wird das Wirken des großen Mannes unvergessen bleiben."    
           
    Zum 100. Geburtstag Bartnings schrieb Prof. Dr. D. Oskar Söhngen (1983) rückblickend u.a.:    
    "Als Otto Bartning ... starb, verlor der evangelische Kirchenbau mit ihm die unbestrittene Führerpersönlichkeit. Nicht nur weil er über 150 Kirchen im In- und Ausland gebaut hatte, sondern vor allem, weil von ihm fast vier Jahrzehnte lang [...] die stärksten schöpferischen Impulse auf den Kirchenbau ausgegangen waren. Ihm war die besondere Gabe verliehen, bis an sein Lebensende jung zu bleiben: jung in der Fähigkeit, immer neu zu fragen und neu anzufangen, jung auch in dem Mut, die künstlerische und kirchliche Öffentlichkeit immer wieder mit ungewohnten, kühnen Lösungen zu überraschen. [...] ... in dem für ihn charakteristischen Ineinander von geistiger Abenteuerlust, von künstlerischem Gestaltungswillen und menschlich-christlicher Verantwortungsfreudigkeit unentwegt der Gegenwart zugewandt war. [...] ... verkörperte er einen neuen Typus des Architekten, der nicht naiv sein Bauhandwerk betrieb, sondern der Reflexion und geistige Radikalität mit hoher Künstlerschaft verband. Im Zeichen dieser Konstellation konnte Otto Bartning zum Initiator jener Aufbruchsbewegung im Kirchenbau werden, die tiefe Spuren in der Geschichte der modernen Architektur hinterlassen hat. [...]    
           
    Zum 100. Geburtstag Bartnings schrieb Günther Kühne in der "Bauwelt" (Nr. 14 vom 15.4.1983) u.a.:    
    "Bei alledem ist Otto Bartning nicht zu einem Hektiker geworden, er war kein Vorläufer des problematischen Architektur-'Jet-Sets'. Er kannte den Segen der Muße und wußte ihn zu nutzen ..."    
           
OBAK 2005-2009 - OBAK: Aus Nachrufen zu Otto Bartning - http://www.otto-bartning.de/ob-zitate.htm